LiN · Linguistik im Netz

- Lutherstadt Wittenberg (Deutschland)

6. Juli 2023 8. Juli 2023
Informationsmodifikation und -verlust
Informationsmodifikation und -verlust

Organsiert von Dr. Jessica Ammer (Bonn), Prof. Dr. Claudine Moulin (Trier), Prof. Dr. Hans-Joachim Solms (Halle/Wittenberg):

Fuer Informationen und unser Wissen bezueglich des Mittelalters sind wir auf gegenstaendliche, konkrete und abstrakte Zeugnisse angewiesen, dabei sind fuer die Geisteswissenschaften vor allem die schrifttragenden Quellen bedeutsam.
Allerdings sind zuweilen wichtige Quellen und somit Informationen auf dem langen Weg vom Mittelalter bis heute nicht vollstaendig ueberliefert. Gerade solche Ueberlieferungstraeger, die Schrift enthalten, erlitten eine nicht immer sorgfaeltige Behandlung, wodurch Verluste aller Art auftreten konnten. Es ist eine der Aufgaben der Wissenschaft, solche verlorenen Informationen zu rekonstruieren ”“ eine oft unloesbar scheinende Aufgabe. Dazu gehoert auch die Frage nach der Echtheit oder Vertrauenswuerdigkeit der erhaltenen Informationen. Die Moeglichkeiten der Verschriftung und Vervielfaeltigung, wie sie sich gerade seit dem 16. Jahrhundert darboten, erlaubten eine praktisch beliebige Manipulierbarkeit historischer Quellen.
Der Workshop soll in einem interdisziplinaeren Zugriff der Frage nach den Gruenden von Informationsverlust und -manipulation nachgehen. Manches mag mit Absicht verloren gegangen oder veraendert worden sein: Zensur, Zerstoerung, inhaltliche oder moralische Bedenken, daneben entsteht zeitlich bedingter Verlust durch Fehler in Uebertragung und Weitergabe, auch Beeintraechtigung durch materiellen Zerfall oder durch Katastrophen wie Braende etc.
Folgende Fragen stellen sich u. a.:
- Warum wurden bestimmte Texte als bewahrenswert eingeschaetzt, andere dagegen nicht?
- Welche Moeglichkeiten gibt es, verlorenes Wissen wiederherzustellen oder Luecken zu schließen und bis zu welchem Grad laesst sich Verlorenes rekonstruieren?
- Bedeutet ein Mehr an Ueberlieferung auch ein Mehr an Information?
- Inwiefern koennen Bewahrung und Praesentation von (noch) Vorhandenem dabei eine Rolle spielen?
- Kann mit den neuen Moeglichkeiten der Digitalisierung ein weiterer Informationsverlust verlangsamt oder ganz verhindert werden?
- Welche Rolle spielten und spielen Archive und Bibliotheken damals wie heute?
- Wie wichtig ist die Frage nach einem Original?

Der Workshop moechte sich an die unterschiedlichsten Disziplinen richten ”“ von der Editionsphilologie, den Literatur- Sprachwissenschaften bis zur Archaeologie und Kunstgeschichte. So lassen sich nicht nur die fachspezifischen Anforderungen an das Problem des Informationsverlustes aufzeigen, sondern auch Moeglichkeiten, an welchen Stellen ein interdisziplinaeres Zusammenarbeiten lohnend sein kann.


Anmeldungen bitte bis zum 1. Mai an: jammer@uni-bonn.de