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- Universität Bielefeld (Deutschland)

29. November 2018 30. November 2018
Orthographieerwerb im Übergang – linguistische und sprachdidaktische Perspektiven auf die Entwicklung schriftsprachlicher Kompetenzen
Call for Papers

Schwerpunktthema: Orthographieerwerb im Übergang – linguistische und sprachdidaktische Perspektiven auf die Entwicklung schriftsprachlicher Kompetenzen
Universität Bielefeld, 29.-30. November 2018
Said Sahel (Bielefeld), Hrvoje Hlebec (Hildesheim)


Jüngste Befunde zur Entwicklung orthographischer Kompetenzen deuten darauf hin, dass ein nicht unerheblicher Teil von Schülern/innen beim Eintritt in die Sekundarstufe I hinter den in den Bildungsstandards definierten Kompetenzzielen zurückbleibt. Die Ergebnisse der IQB-Bildungstrend 2016 verzeichnen sogar eine deutliche Verschlechterung der Leistungen von Viertklässlern im Vergleich zur Erhebung von 2011. Zudem scheinen Leistungsunterschiede, die zum Ende der Grundschulzeit bestehen, in der Sekundarstufe nicht ausgeglichen werden zu können; Bereiche wie die Großschreibung bleiben insgesamt äußerst fehleranfällig (u.a. Betzel 2014; Steinig/Betzel 2014).
Parallel zu dieser Entwicklung wird eine kontroverse Debatte darüber geführt, welche didaktischen Konzepte für den Rechtschreibunterricht geeignet sind. In den letzten Jahrzenten sind die herkömmlichen, den Schulalltag dominierenden Methoden vonseiten einer Didaktik infrage gestellt worden, die diesen einen systematischen, linguistisch und schrifterwerbstheoretisch fundierten Zugriff in allen Bereichen des orthographischen Lernens entgegengesetzt (vgl. u.a. Bredel 2009).
Der Workshop möchte an diesem Punkt ansetzen und die neuere empirische Datenlage zur orthographischen Kompetenz von Schülern/innen im Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe mit der Kontroverse um die geeigneten Konzepte für den Orthographieunterricht verbinden. Willkommen sind neben sprachdidaktischen Vorträgen auch Beiträge zu sprachsystematischen Aspekten der Rechtschreibung oder solche aus der Schrifterwerbsforschung, deren Erkenntnisse für die Entwicklung und die Bewertung didaktischer Konzepte zur Aneignung orthographischer Kompetenzen fruchtbar gemacht werden können. Die Beiträge können dabei sowohl empirisch als auch theoretisch ausgerichtet sein.

Im Focus des Workshops stehen u.a. die folgenden Fragen:

•    Können sprachdidaktische Konzepte, die auf sprachsystematischen und schrifterwerbstheoretischen Erkenntnissen basieren, dazu beitragen, die Leistungsunterschiede am Ende der Grundschulzeit zu verringern?
•    Wie und in welchem Umfang lassen sich Kompetenzen in orthographischen Bereichen, die traditionell der Sekundarstufe zugeschlagen werden, bereits in der Primastufe nachhaltig anbahnen?
•    Womit hängt es zusammen, dass manche orthographischen Bereiche (z.B. Groß- und Kleinschreibung) auch über die Grundschulzeit hinaus deutlich größere Probleme bereiten als andere?
•    Wie ist es zu erklären, dass Leistungsunterschiede zum Ende der Grundschulzeit offenbar in der Sekundarstufe nicht ausgeglichen werden können?
•    Welche spezifischen Anforderungen stellt der Erwerb orthographischer Kompetenzen in der   Sekundarstufe schüler- und lehrerseitig?

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge zu den genannten Fragen und bitten Sie um die Einreichung eines Abstracts (max. 500 Wörter). Senden Sie bitte Ihren Beitragsvorschlag an:

orthographie2018@uni-bielefeld.de (Said Sahel) oder an
ORTHO18@uni-hildesheim.de (Hrvoje Hlebec)

Die Frist für die Einreichung von Beitragsvorschlägen ist der 30.05.2018. Die Rückmeldung über die Annahme der Beitragsvorschläge erfolgt bis zum 30.06.2018.

Der Workshop findet am 29. und 30. November 2018 an der Universität Bielefeld statt. Für die Vorträge ist ein Zeitfenster von je 45 Minuten (30 Minuten Vortrag + 15 Minuten Diskussion) vorgesehen.

Eingeladene Beiträger/innen:

Ursula Bredel (Universität Hildesheim)
Reinold Funke (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
Ulrich Mehlem (Universität Frankfurt am Main)
Christina Noack (Universität Osnabrück)
Iris Rautenberg ((Universität Hildesheim)
Constanze Weth (Universität Luxemburg)


Literatur

Betzel, Dirk (2014): Zum weiterführenden Erwerb der satzinternen Großschreibung – eine Längsschnittstudie in der Sekundarstufe. In: Frederking, V./Huneke, H.-W./ Krommer, A./Meier, Ch. (Hgg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Band 3. Aktuelle Fragen der Deutschdidaktik. Baltmannsweiler: 528-551.
Bredel, U. (2009): Orthographie als System – Orthographie als Systemerwerb. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 153, 135-155.
Stanat, P./Schipolowski, S./Rjosk, C./Weirich, S./Haag, N. (Hgg.) (2017): IQB-Bildungstrend 2016. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangstufe im zweiten Ländervergleich. Münster.
Steinig, W./Betzel, D. (2014.): Schreiben Grundschüler heute wirklich schlechter als vor 40 Jahren? Texte von Viertklässlern aus den Jahren 1972, 2002 und 2012. In: Plewnia, A./Witt, A. (Hgg.): Sprachverfall? Dynamik – Wandel – Variation. Berlin: 353-371.