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Jahrestagung Arbeitsgemeinschaft Linguistische Pragmatik e.V. - Konstanz (Deutschland)

23. Februar 2016 23. Februar 2016
Sprachliche Verfestigungen und sprachlich Verfestigtes
Sprachgebrauch kommt ohne Routinen und ohne Rückgriff auf vorgeprägte Muster nicht aus. Die im Sprachsystem angelegten Möglichkeiten der Kombination sprachlicher Einheiten werden im Gebrauch zum einen nur ansatzweise ausgeschöpft und unterliegen zum anderen häufig auch nicht systematisch erfassbaren Restriktionen. Neuere sprachtheoretische Ansätze wie etwa konstruktionsgrammatische Zugänge oder die Perspektive sprachlicher Prägungen stellen denn auch solche verfestigten Muster, angefangen bei idiomatischen Wortverbindungen über Kollokationen bis hin zu syntaktischen Schemata, geradezu ins Zentrum ihrer Betrachtungen. Grundlegend pragmatisch ist der Blick auf verfestigte Muster in zweifacher Hinsicht: Erstens entstehen sie im Gebrauch und sind als Ergebnisse von Routinisierungsprozessen zu beschreiben; zweitens sind sie als Einheiten mit übersummativer Qualität häufig nur unter Verweis auf ihre typischen Gebrauchskontexte hinreichend zu erfassen. Mithin bieten sich insbesondere korpusanalytische Methoden an, um Verfestigungen (als Prozess) und Verfestigtes (als Produkt) empirisch beschreibbar zu machen.

Während in neueren sprachtheoretisch-pragmatischen Ansätzen insgesamt ein zunehmendes Inte­resse an Verfestigungen auf verschiedenen sprachlichen Ebenen spürbar ist, haben sich umgekehrt auch in der Phraseologie pragmatische Beschreibungsansätze etabliert. Die For­schungen zu pragmatischen Phraseologismen wie Routineformeln oder Phrasemkonstruktionen sind hier ebenso zu nennen wie die Arbeiten zur Funktionalität von Phraseologismen in verschiedenen Text­sorten und Kommunikationsbereichen. Zudem kommen über korpuslinguistische Zugänge überhaupt auch erst Verfestigungen in den Blick, die als solche mit anderen Methoden weitgehend unbemerkt bleiben.

Auf der ALP-Tagung sollen theoretische und empirische Zugriffe auf Verfestigungen und Verfestigtes auf allen Ebenen des Sprachgebrauchs diskutiert werden. Besonders erwünscht sind Beiträge, die theoretische Aspekte des Themas anhand von konkreten empirischen Fallstudien behandeln. Mögliche Fragestellungen können sein:

- Welche Rolle spielen sprachliche Verfestigungen auf den verschiedenen Ebenen des Sprachgebrauchs, angefangen von grammatischen Mustern über rekurrente Handlungstypen und Praktiken bis hin zu kommunikativen Gattungen?
- Welche pragmatischen Faktoren sind bei der Analyse sprachlicher Verfestigungen zu
berücksichtigen?
- Wie ist die pragmatische Funktionalität von sprachlichen Verfestigungen aus der Sicht der Sprachproduktion, wie aus der Sicht der Sprachrezeption zu erfassen?
- Wie sind in linguistischen Beschreibungen von Wortverbindungen (in Grammatiken, in Lexika usw.) pragmatische Aspekte zu berücksichtigen?
- Welche Anschlussstellen ergeben sich zwischen der pragmatisch orientierten Phraseologie einerseits und neueren Forschungsrichtungen wie der Interaktionalen Linguistik oder konstruktionsgrammatischen Ansätzen andererseits?
- Welche Methoden sind geeignet, um in empirischen Analysen pragmatische Aspekte von sprachlichen Verfestigungen und sprachlich Verfestigtem adäquat zu erfassen?

Wenn Sie einen Vortrag halten möchten, senden Sie bitte einen Vorschlag mit Titel und Abstract (max. 400 Wörter) bis zum 15.10.2015 an kontakt@alp-verein.de. Anmeldungen ohne Vortrag werden ebenfalls unter dieser Adresse entgegen genommen. Den ausführlichen Call for Papers und weitere Informationen zur Tagung finden Sie unter https://www.alp-verein.de

Tagungsgebühren:

ALP-Mitglieder: 10 €
Nicht-Mitglieder: 20 €
Studierende (ohne Einkommen und Stipendium): 5 €
Reisestipendien:

Die ALP e.V. vergibt für Mitglieder ohne Einkommen Reisestipendien zur Finanzierung der Anreise nach Konstanz. Informationen zur Mitgliedschaft finden Sie hier.